Ich möchte Ihnen in diesem Beitrag eine Methodik vorschlagen, welche zum einen dabei helfen kann die eigene Position im Wettbewerb zu artikulieren und zum anderen effektive Strategien für den erfolgreichen Wettbewerb zu entwickeln.
Die Methodik die ich Ihnen vorstellen möchte wurde vom US amerikanischem Ökonomen Michael Eugene Porter entwickelt und ist allgemein unter dem Namen Porters five Forces, im Deutschsprachigem Raum auch als Branchenstrukturanalyse, bekannt.
Die Idee hinter Porter’s five forces basiert auf der Erkenntnis, dass sich die Einflussfaktoren auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens in fünf Kategorien, die five forces, untergliedern lassen.
Nämlich die Einflüsse durch
Porters five forces
Bevor ich auf die five forces im Einzelnen zu sprechen komme, möchte jedoch ich noch einige grundsätzliche Annahmen bezüglich der Rahmenbedingungen und zugrundeliegende Begrifflichkeiten besprechen.
Porter geht davon aus, dass sich in seinem Modell die five forces in einem abgeschlossenen Raum zu einander in Beziehung setzen lassen. Der entsprechende Gesamtrahmen wird als Industry Level definiert. Für die Einflussfaktoren welche durch das Spannungsfeld zwischen Käufern und Verkäufern von Produkten entstehen ist das sogenannte Market Level definiert, welches inhärenter Bestandteil des Industry Levels ist.
Eine Industrie ist eine Gruppe von Firmen, deren Produkte sich gegeneinander austauschen lassen und die daher potentiell in Wettbewerb zueinander stehen.
Beispiele sind die Automobilhersteller oder die Pharmazeutische Industrie. Der Begriff der Industry ist am ehesten mit einem Geschäftsfeld eines Unternehmens bzw. einem konkreten Geschäftsmodell zu vergleichen, weniger jedoch mit komplexen Konzernen mit vielen Geschäftsfeldern oder unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Hier würde sich eine separate Analyse für jedes der einzelnen Geschäftsmodelle eher anbieten als der Versuch, mittels der five forces das Gesamtunternehmen zu analysieren.
Ein Markt ist eine Gruppe potentieller oder tatsächlicher Käufer und Verkäufer eines Produkts.
Die Unterscheidung zwischen Industrie und Market folgt unter anderem der Annahme, dass eine Industrie verschiedene Märkten in sich zusammenfassen kann.
Entsprechend versteht sich das Industry Level als die Gesamtheit aller Akteure die ein potentielles oder tatsächliches Interesse an der Industry haben.
Das Market Level versteht sich als die Gesamtheit aller Akteure die ein potentielles oder tatsächliches Interesse am Markt haben.
Das Ziel der Wettbewerbsanalyse ist es, innerhalb der Industrie eine Position zu finden, von der aus eine Organisation die beste Ausgangsposition gegenüber den 5 forces hat bzw. diese 5 forces zu ihren Gunsten beeinflussen kann.
Die Kenntnis der verschiedenen Einflussfaktoren hilft bei der Einschätzung der kritischen Stärken und Schwächen eines Unternehmens und kann dabei unterstützen die eigene Marktposition zu verstehen. Einer der Mehrwerte ist das Identifizieren derjenigen Strategischen Entscheidungen welche den größten Gewinn, den grüßten Pay-off, versprechen.
Die entsprechende Strukturanalyse ist das Fundament in der Ausarbeitung einer Wettbewerbsstrategie.
Jede der 5 forces wird durch spezifische Merkmale gekennzeichnet welche ihre Auswirkungen beschreiben. Hierauf möchte ich im folgenden etwas detaillierter eingehen.
Beginnen möchte ich mit den Marktteilnehmern und dem Wettbewerbsdruck.
Marktmacht der Wettbewerber
Das Ausmaß des Wettbewerbs zwischen den Marktteilnehmern läßt sich anhand von verschiedenen Faktoren bestimmen.
Unternehmen müssen unter Berücksichtigung dieser Faktoren darauf bedacht sein eine Situation stabilen Wettbewerbs nicht zum eigenen Nachteil ins Ungleichgewicht zu bringen. Dazu gehört ganz besonders die Balance zwischen einer starken Position innerhalb des Marktes und dem Wohlbefinden der gesamten Industrie. So können zum Beispiel der Eintritt in einen Preiskampf oder Sonderrabatte dazuführen, dass ein Unternehmen kurzfristig Marktanteile gewinnt. Langfristig kann jedoch die Profitabilitität des Geschäftsmodells an sich sinken, da Wettbewerber dazu tendieren auf Preiskämpfe und Sonderrabatte ihrerseits entsprechend zu reagieren. Daher ist es für Unternehmen wichtig diejenigen Situationen zu erkennen, in denen dem grundsätzlichen Schutz des Geschäftsmodells der Vorrang vor dem Streben nach kurzfristigen Vorteilen einzuräumen ist.
Im folgenden möchte ich die Einflüsse durch Lieferanten betrachten.
Marktmacht der Lieferanten
Die Materialkosten sowie die Kosten für notwendige Komponenten oder externe Dienstleistungen können einen wesentlichen Einfluss auf die Profitabilität eines Geschäftsmodells haben. Je höher der Einfluß ist, den Lieferanten nehmen können um so höher sind die entsprechenden Kosten. Die Verhandlungsposition von Lieferanten ist um so höher, je stärker die folgenden Einflussfaktoren gegeben sind.
Ein Unternehmen kann jedoch seine Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten stärken,
Diese Vorgehensweisen korrespondieren wenig überraschen mit den Erkenntnissen aus der Analyse von Marktteilnehmern und Wettbewerbsdruck.
Nach den Lieferanten möchte ich einen Blick auf die Einflüsse durch die Käufer und Kunden von Produkten und Dienstleistungen werfen.
Marktmacht der Kunden
Die Verhandlungsposition von Käufern ist um so stärker, je mehr die folgenden Einflussfaktoren gegeben sind.
Ein Unternehmen kann seine Verhandlungsposition gegenüber seinen Kunden stärken
Im Einzelhandel und Retailing-Business haben die Produkte des Markführers potentiell die höchsten Margen. Insbesondere deshalb, weil die Marktführerschaft dazu führt, dass ein Einzelhändler das eigene Produkt führen muss um für seine Kunden attraktiv zu sein und damit seine eigene Verhandlungsposition gegenüber dem Hersteller schwächt.
Kunden welche ein Produkt kaufen und keine Endkunden sind (so wie OEMs oder Distributoren), können auf die gleiche Art analysiert werden wie alle anderen Käufer. Sie können allerdings eine enorm starke Verhandlungsposition erreichen, wenn sie es schaffen, die Kaufentscheidung der Endkunden direkt oder indirekt zu beeinflussen.
Über die Jahre hat zum Beispiel der Chemiekonzern DuPont einen enormen Einfluss auf seine Zulieferer sowie den Einzelhandel dadurch gewonnen, indem ein enormer Marketingaufwand in seine eigene Marke “Teflon” gesteckt wurde und damit das Kaufverhalten der Endkunden maßgeblich gesteuert wurde.
Nach der Betrachtung der Lieferanten und der Käufer möchte ich im Folgenden auf die Bedrohung des Geschäftsmodells durch Alternativprodukte eingehen.
Bedrohung durch Alternativen
Die Verfügbarkeit von Alternativprodukten kann die Attraktivität und Profitabilität einer Industrie reduzieren da sie geeignet ist, die Preisgestaltung nachhaltig zu beeinträchtigen.
Wenn ein Geschäftsmodell erfolgreich ist und hohe Profite erwirtschaftet, ist es wahrscheinlich, dass Wettbewerber den Markt mit Alternativprodukten adressieren um sich einen Anteil an den möglichen Profiten zu sichern. Die Bedrohung durch Ersatzprodukte ist von den folgenden Faktoren abhängig.
Die Bedrohung durch Ersatzprodukte kann durch hohe Wechselkosten verringert werden. Diese Kosten können auch psychologischer Natur sein. Beispiele hierfür sind der Aufbau starker und ausgeprägter Marken sowie die Beachtung eines Preisunterschieds der den wahrgenommenen Mehrwerten durch die Kunden entspricht.
Abschließend möchte ich auf die Bedrohungen durch neuartige Geschäftsmodell oder neue Wettbewerber eingehen.
Bedrohung durch neue Geschäftsmodelle
Neue Geschäftsmodelle und Marktteilnehmer können den Wettbewerb innerhalb einer Industrie erhöhen. Dabei ist die Gefahr durch neue Geschäftsmodelle und Marktteilnehmer vor allem davon abhängig, wie hoch die Eintrittsbarrieren in den Markt sind.
Markteintrittsbarrieren lassen sich jedoch beeinflussen.
Zum Beispiel durch:
Da Markteintrittsbarrieren selbst einen potentiell attraktiven Markt für neue Wettbewerber unattraktiv oder gar unerreichbar gestalten können, lohnt es sich um so mehr, nicht passiv auf neue Wettbewerber zu warten, sondern aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, deren Markteintrittsbarrieren so hoch wie (im Rahmen des gesetzlich erlaubten) möglich zu gestalten.
Hohe Marketing- und Forschungsaufwände sowie klar kommunizierte Gegenmaßnahmen, falls ein neuer Wettbewerber den Markt betreten möchte, sind bewährte Wege die Markteintrittsbarrieren hoch zu halten. Manche Geschäftsentscheidungen können jedoch auch ungewollt die Markteintrittsbarrieren senken. Zum Beispiel können Kostensenkungen im Produktdesign, in der Produktion oder in der Markenpflege dazu führen, dass es Wettbewerbern überhaupt erst möglich ist, ein vorher gut abgesichertes Geschäftsmodell zu attackieren.
In diesem Beitrag habe ich Ihnen mit Porter’s five forces eine Methode zur Wettbewerbs- Geschäftsmodellanalyse vorgeschlagen. Die 5 forces betrachten die Einflüsse durch Wettbewerber, Lieferanten, Käufern, der Bedrohungslage bezüglich neuer Marktteilnehmer sowie der Bedrohungslage bezüglich Ersatz- und Alternativprodukten. Während der ursprüngliche Gedanke hinter den 5 forces vermutlich die Maximierung des Wettbewerbsvorteils eines Unternehmens war, läßt sich das Modell auch korrespondierend zur Entwicklung von Strategien für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen anwenden.
Ich hoffe, der Beitrag hat Ihnen für Ihre eigenen Herausforderungen bezüglich Geschäftsfeldentwicklung und Wettbewerbsanalyse geholfen und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Anwendung von Porter’s five Forces.