Deltamodel

a structured approach ...

Das Pareto Prinzip (80:20 Regel)

“Das Bessere ist der Feind des Guten” – Voltaire (1694 – 1778)

Einleitung

… oder Perfektionismus verhindert gute Ergebnisse. In diesem Artikel stelle ich Ihnen die Prinzipien des Pareto Prinzips, oft auch 80:20 Regel genannt, sowie Schlussfolgerungen zur effektiven Anwendung der gewonnen Erkenntnisse vor.

Ursprung des Pareto Prinzips

Das Pareto Prinzip wurde nach dem italienischem Ökonomen Vilfredo Federico Pareto (1843 – 1923) benannt. Es besagt, dass für viele Aufgaben 20% des Gesamtaufwandes zu 80% des Gesamtergebnisses führen und der weitaus größere 80% Anteil des Gesamtaufwandes nur noch zu 20% zum Gesamtergebnis beiträgt.


Schematische Darstellung des Pareto Prinzips

Seinen Ursprung hat das Prinzip aus einer Untersuchung Paretos über den Bodenbesitz in Italien, in welcher er feststellte, dass ca. 20% der Bevölkerung ca. 80% des Bodens besitzen. Aus heutiger Sicht lässt sich diese Herleitung nicht mehr ohne weiteres nachbilden. Zwar galt im Jahr 1989 noch, dass ca. 20% der Weltbevölkerung über etwa 82% des verfügbaren Vermögens besitzen, allerdings verschiebt sich Stand heute (2018) die Verteilung des Vermögens drastisch Richtung 1:99.

Auch wenn die Herleitung des Pareto Prinzip aus heutiger Sicht nicht mehr nachbildbar ist und auch darauf geachtet werden muss, dass die 80:20 Regel sich nicht beliebig auf alle denkbaren Aufgaben anwenden lässt, liefert das Pareto Prinzip eine in der Praxis bewährte Methode für das Optimieren des Einsatzes von Ressourcen und für das Abschätzen benötigter Aufwände.

Beispiele für die Einsatz in der Praxis

Im folgenden möchte ich Ihnen Beispiele vorstellen anhand derer sich das Pareto Prinzip nachvollziehen lässt. Wichtig ist, dass das Pareto Prinzip nicht als ein Präzisionswerkzeug verstanden werden soll. Vielmehr soll es Ihnen helfen, für relevante Anwendungsfälle Hypothesen zur weiteren Untersuchung und Optimierung aufzustellen.

Kunden- und Produktanalyse

Für viele Unternehmen gilt, dass 20% der Kunden zu 80% für die erzielten Umsätze und Gewinne verantwortlich sind. Ziel einer Kundenanalyse ist die Identifikation dieser relevanten Kundengruppe und die entsprechende (tiefergehende) Penetration der identifizierten Märkte.

Wie für die Kunden gilt für viele Unternehmen, dass 20% des Produktportfolios zu 80% für Umsätze und Gewinne verantwortlich sind. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Produkte ist es essentiell, im Vergleich zum Wettbewerb zu bestehen, auch wenn hierfür Produkte vernachlässigt werden müssen, welche nicht signifikant zum Unternehmenserfolg beitragen.

Zeitmanagement

Für viele Aufgaben gilt, dass 80% des gewünschten Ergebnisses in 20% der genutzten Zeit entstehen. Daher ist ein gesundes Verständnis darüber wichtig, welchen Gütegrad das Ergebnis aufweisen muss um den gewünschten Nutzen zu bringen. Reichen 80% aus, dann ist es oft sinnvoller den Fokus auf die nächste Aufgabe zu legen als den Löwenanteil der Zeit in eine Perfektionierung zu investieren, welche nicht gefordert ist. Als Daumenwert lässt sich festhalten, dass effektives Zeitmanagement allein nach Pareto die eigene Produktivität bis hin zum Faktor 5 steigern kann.

Produkt und Softwareentwicklung

Maßgeblich für den Erfolg von schlanken “Apps” auf mobilen Geräten ist die Tatsache, dass 80% der Nutzer nur 20% der Funktionen komplexer Produkte nutzen. Schlanke Applikationen bedienen den Bedarf der meisten Nutzer meist effizienter und kostengünstiger, während die 20% der Nutzer welche das komplexe Produkt benötigen ohnehin meist diejenigen waren, welche überhaupt die notwendigen Produktumsätze generiert haben. Entsprechend werden der breiten Nutzerbasis kostengünstige oder sogar kostenlose Basisversionen der Programme für mobile Geräte angeboten, währenddessen die Vollversionen für professionelle Anwender die entsprechenden Umsätze generieren.

Cloud Services vs. eigenes Rechenzentrum

Für 80% der geforderten Anwendungsfälle werden nur 20% der Leistung eines Rechenzentrums benötigt. 80% der verfügbaren Leistung muss im eigenen Rechenzentrum dennoch aus Gründen der Ausfallsicherheit und für das Abfedern von Lastspitzen vorgehalten werden. Cloud Services, welche die tatsächlich abgerufene Leistung anstelle der eventuell benötigten Leistung abrechnen, können daher deutlich wirtschaftlichere Betriebsmodelle anbieten.

Infrastrukturplanung und Stadtentwicklung

80% des Verkehrs fließen über nur 20% der (gut ausgebauten) Straßen. Wenn diese 20% priorisiert ausgebaut werden, führt dies zu einer Entlastung der “Schleichwege” und damit zu allgemein mehr Zufriedenheit der Einwohner, da durch weniger Verkehr die eigene Seitenstraße ruhiger wird und trotz fehlender baulicher Maßnahmen besser instand bleibt.

Projektmanagement und Risikomanagement

80% des Gesamtrisikos wird durch 20% der Einzelrisiken verursacht. Eine Identifikation und Minimierung dieser Risiken ist entsprechend sinnvoll.

Vertrieb und Business Development

80% der Umsätze werden durch 20% des Vertriebsaufwandes erzeugt. Entsprechend sinnvoll ist es die Top Kräfte zu identifzieren und an das eigene Unternehmen zu binden.

Projekt- und Teamarbeit

80% der Teamleistung wird durch 20% der Mitarbeiter erbracht. Als Schlussfolgerung sollte hier nicht im Raum stehen sich von den restlichen 80% zu trennen, da dies zu einer Überlastung der Top Performer führen würde und Leistung nur intakten Teams erbracht werden kann. Vielmehr ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Kernteams identifizieren und entsprechend priorisiert an sich binden.

Zusammenfassung und Fazit

Die 80:20 Regel ist eine nützliche Regel. Aus ihr lassen sich Richtlinien für eine Vielzahl von Anwendungsfällen herleiten. Bitte seien Sie sich dessen bewusst, dass es sich bei der 80:20 Regel nicht um eine strenge Wissenschaft handelt. Die Regel sollte Ihnen vielmehr als Wegweiser dienen und dabei helfen, Arbeitshypothesen zu formulieren wie relevante Aufgabenstellungen optimiert werden können.