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Die Mehrwerte von Enterprise Architecture Frameworks

Einleitung

Herzlich Willkommen zum vierten und abschließenden Beitrag in der Reihe mit dem Titel Einführung in das Thema Enterprise Architecture.

Die Beitragsreihe ist in vier Teile untergliedert und orientiert sich an den Fragen

  • Was ist eine Architecture?
  • Was ist eine Enterprise Architecture?
  • Welche Mehrwerte bringt eine Enterprise Architecture?
  • Welche Mehrwerte bieten Enterprise Architecture Frameworks?

Zielgruppe der Beitragsreihe sind all diejenigen unter Ihnen, die sich vom Thema Enterprise Architecture auf die eine oder andere Art und Weise betroffen fühlen, also vom Entscheidungsträger unter Ihnen, der wissen und verstehen möchte, worum es sich denn bei diesem für viele Unternehmen und Organisationen relevanten Thema handelt bis hin zum Architekten unter Ihnen, der sich der Komplexität des Themas vollends bewusst ist und daher nach schlüssigen und konsistenten Vorschlägen für Antworten auf die genannten Fragestellungen sucht.

In den ersten drei Beiträgen dieser Reihe habe ich Ihnen Vorschläge zu den Begrifflichkeiten der Architecture und der Enterprise Architecture an die Hand gegeben so wie Mehrwerte und Erfolgsfaktoren von Enterprise Architecture mit Ihnen besprochen.
Heute möchte ich Ihnen abschließend darstellen, welche Mehrwerte die sogenannten Enterprise Architecture Frameworks bieten.

Motivation zu Enterprise Architecture Frameworks

Als Kernmmotivation zur Nutzung von Enterprise Architecture Frameworks läßt sich sicherlich der Wunsch heranführen für alle Akteure im Unternehmen und über alle Phasen der Architekturerstellung und -nutzung hinweg, die größtmöglichen Mehrwerte zu generieren und dabei gleichzeitig durch die Verwendung von good practice die Aufwände zu minimieren. Eine Frage die Ihnen in diesem Kontext sicherlich vertraut vorkommt, ist diejenige, ob die Mehrwerte, welche die Umsetzung des Konzepts Enterprise Architecture mit sich bringt groß und nachhaltig genug sind, um die damit verbundenen Aufwände zu rechtfertigen.

Diese Frage sollte meiner Meinung nach in jeder Organisation individuell betrachtet werden, wobei drei wichtige Punkte es in jedem Fall wert sind, nicht außer acht gelassen zu werden.

  1. Die Umsetzung von Enterprise Architecture ist skalierbar, also je nach Grad der Umsetzung entweder mit mehr oder weniger Aufwand verbunden. So können auch schon erste initiale Aufwände im Verhältnis relativ hohe Mehrwerte generieren.
  2. Die Frage nach der Rechtfertigung der Mehrwerte ist eine der immer wiederkehrenden Fragen in vielen Unternehmen und Organisationen. Daher empfiehlt es sich von den Erfahrungswerten anderer Organisationen zu lernen, welche gegebenenfalls schon vor ähnlichen Herausforderungen gestanden haben.
  3. Da Enterprise Architecture kein Selbstzweck ist, darf davon ausgegangen werden, dass gewisse Aufwände in jedem Fall notwendig sind, um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen. Daher sollte berücksichtigt werden, dass auch alternative Herangehensweisen Aufwände verursachen würden, welche sich an den mit einer Entscheidung für Enterprise Architecture verbundenen Aufwänden messen lassen müssen.

Insbesondere Punkt 2, also das Lernen von den Erfahrungswerten anderer Organisationen, ist häufig ein ausschlaggebender Faktor für die Verwendung des einen oder anderen Enterprise Architecture Frameworks. Daher möchte ich mich nun der Begrifflichkeit des Rahmenwerks an sich sowie den mit der Nutzung verbundenen Mehrwerten widmen.

Mehrwerte von Enterprise Architecture Frameworks

Für die Begrifflichkeit des Enterprise Architecture Frameworks möchte ich mich der Definition bedienen, welchen in einem der am weitesten verbreiteten Frameworks gegeben wird, nämlich dem The Open Group Architecture Framework.

An architecture framework is a foundational structure, or set of structures, which can be used for developing a broad range of different architectures. It should describe a method for designing a target state of the enterprise in terms of a set of building blocks, and for showing how the building blocks fit together. It should contain a set of tools and provide a common vocabulary. It should also include a list of recommended standards and compliant products that can be used to implement the building blocks.

Sinngemäß lässt sich der Begriff des Enterprise Architecture Frameworks daraus im deutschen wie folgt ableiten:

Ein Architecture Framework bietet strukturierte Hilfestellungen, welche geeignet sind, die Entwicklung verschiedener Architekturemodelle zu unterstützen. Es beinhaltet methodische Richtlinien, über welche Zwischenergebnisse und Bausteine der Zielzustand einer Enterprise Architecture beschrieben werden kann. Es sollte Richtlinien bezüglich empfohlener Werkzeuge und eines gemeinsamen Programms geben, sowie eine Liste empfohlener Standards und Produkte beinhalten, welche geeignet, sind die Bausteine des Architekturemodells in der Praxis umzusetzen.

Wesentlich für den Nutzen des Enterprise Architecture Frameworks sind dementsprechend folgende Mehrwerte der Rahmenwerke, wobei festzuhalten wäre, dass unterschiedliche Rahmenwerke auf unterschiedliche Schwerpunkte fokussieren:

  1. Enterprise Architecture Frameworks bieten strukturierte Hilfestellungen.
  2. Enterprise Architecture Frameworks enthalten methodische Richtlinien.
  3. Enterprise Architecture Frameworks bieten syntaktische und semantische Richtlinien.
  4. Enterprise Architecture Frameworks beinhalten Standard- und Produktempfehlungen.
  5. Enterprise Architecture Frameworks bauen auf good practice auf und werden durch aktive Communities immer weiter entwickelt.

Um die Mehrwerte der Enterprise Architecture Frameworks greifbar zu machen und auch einen gewissen Fokus für die Entscheidung für das eine oder andere Framework zu haben, empfehle ich Ihnen diese Mehrwerte in drei Gruppen zu unterteilen und dann innerhalb jeder Gruppe zu betrachten, welche Punkte für ihr Unternehmen oder Ihre Organisation von besonderer Relevanz sind. Diese Gruppen sind

  • die Mehrwerte aus den in Enterprise Architecture Frameworks enthaltenen good practice,
  • die Mehrwerte aus der mit der Nutzung von Enterprise Architecture Frameworks verbundenen Konsistenz sowie
  • die Mehrwerte aus den in Enterprise Architecture Frameworks enthaltenen methodischen Richtlinien.

Auf diese Punkte möchte ich im folgenden näher eingehen.

Good practice

Enterprise Architecture Frameworks bieten good practice in der Abbildung von bestimmten Sachverhalten. Das heißt, sie enthalten in der Regel wiederholbare Lösungsansätze für wiederkehrende Aufgabenstellungen. Dies ist insbesondere deshalb von Relevanz, weil good practice und wiederholbare Lösungsansätze den Aufwand bei der Umsetzung von Enterprise Architecture minimieren und damit das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen zugunsten des Nutzens verbessern. Hinzu kommt, dass hinter der Entwicklung von Enterprise Architecture Frameworks je nach Schwerpunkt oftmals eine Vielzahl renommierter Unternehmen und/oder staatlicher Organisationen wie zum Beispiel Ministerien stehen und in aktiven Communities die Weiterentwicklung der Frameworks anhand der gemeinsamen Herausforderungen vorantreiben.

Konsistenz

Verbunden mit den methodischen, syntaktischen und semantischen Richtlinien gewährleisten Enterprise Architecture Frameworks architekturübergreifende Konsistenz. Dies bezieht sich auf die verwendete Methodik in der Architekturentwicklung und -nutzung, die verwendete Notation und die Semantik des verwendeten Metamodells für die formalisierte Abbildung in Softwarewerkzeugen.
Durch die gewährleistete Konsistenz ist insbesondere die Nachhaltigkeit der in einer Enterprise Architecture erarbeiteten Inhalte und Lösungen gewährleistet, da durch gemeinsame Metamodelle die Wieder- und Weiterverwendbarkeit der erstellten Ergebnisse grundsätzlich gewährleistet ist.

Methodische Richtlinien

Allen Architekturrahmenwerken ist eins, dass sie gewisse methodische Richtlinien bereitstellen oder sich solche Richtlinien nachvollziehbar aus ihnen ableiten lassen. Viele Rahmenwerke haben besondere Stärken in expliziten Richtlinien und Hilfestellungen bezüglich Notation und Modellierung. Aus einigen von ihnen lassen sich zudem entweder implizit oder auch explizit methodische Richtlinien ableiten. Die Architecture Development Method (ADM) aus dem TOGAF ist hierfür ein prominentes Beispiel. Diese methodischen Richtlinien fördern in der Praxis über einheitliche Vorgehensweisen das optimale Zusammenwirken aller beteiligter Akteure über den gesamten Zeitraum der Architekturerstellung und -verwendung. Ebenso förderlich für ein gemeinsames Verständnis aller beteiligten Akteure bezüglich einer übergreifenden Methodik sind einheitliche Vokabulare. Diese stellen nicht nur aber vor allem in kulturell oder sprachlich unterschiedlich geprägten Umgebungen einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert dar. Kulturelle und sprachliche Unterschiede beziehen sich dabei nicht nur auf verschiedentliche geografische oder regionale Herkunft, sondern auch auf das Zusammenwirken unterschiedlicher Interessensgruppen, wie zum Beispiel Business und IT.

Eine Auswahl verschiedener Rahmenwerke

Dass die in den Rahmenwerken enthaltenen Mehrwerte sich zu großen Teilen aus den beinhalteten good practice ableiten, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass in der Fülle der existierenden Rahmenwerke viele Inhalte dupliziert auftreten, beziehungsweise in weiterentwickelter Form untereinander übernommen werden.

Als Beispiele für einige Rahmenwerke (die grundsätzlich auch alle mehr oder weniger direkt miteinander verwandt sind und auch öffentlich zugänglich sind) möchte ich Ihnen folgende Auswahl zur näheren Betrachtung ans Herz legen:

  1. Das Zachman Framework wird oft auch als die Mutter aller Architekturrahmenwerke bezeichnet und fokussiert in einer Matrixdarstellung auf die unterschiedlichen Blickwinkel und Interessen verschiedener Akteure im Kontext Enterprise Architecture.
  2. Das The Open Group Architecture Framework (TOGAF) ist ein weit anerkanntes Rahmenwerk das von einer großen Community an Organisationen und Unternehmen, der The Open Group aktiv weiterentwickelt wird. Ein Schwerpunkt liegt auf den methodischen Richtlinien der in TOGAF enthaltenen Architecture Development Method ADM.
  3. Das Nato Architecture Framework (NAF),
  4. das Ministry of Defence Architecture Framework (MoDAF),
  5. das Department of Defense Architecture Framework (DoDAF) und
  6. das Architekturdatenmodell der Bundeswehr (ADMBw) sind militärisch geprägte Rahmenwerke, wobei das NAF international für die System- und Einsatzplanung der NATO Anwendung findet und seine Ursprünge in den Rahmenwerken des britischen und US amerikanischen Verteidigungsministeriums MoDAF und DoDAF. Diese Rahmenwerke fokussieren vor allem auf die Beschreibung von Templates den sogenannten Sichten für die Abbildung der Interessen verschiedener Akteure in der Planung sowie für die Abbildung der Zusammenhänge zwischen diesen Interessen. Das ADMBw ist hierbei die deutsche Adaption des NAF für den Gebrauch in den deutschen Streitkräften.
  7. Das Federal Enterprise Architecture Framework (FEAF) und
  8. das Treasury Enterprise Architecture Framework (TEAF) sind Architekturrahmenwerke aus dem Public Sector der Vereinigten Staaten von Amerika, wobei das FEAF Richtlinien für die Architekturentwicklung zum Beispiel im Rahmen von Beschaffungsvorhaben bietet und das TEAF eine entsprechende Adaption an die besonderen Anforderungen des Finanzbereichs darstellt.

Zusammenfassung

Zusammenfassen möchte ich für diesen abschließenden Beitrag aus der Reihe Einführung in das Thema Enterprise Architecture festhalten, dass die Nutzung von Enterprise Architecture Frameworks ein großer Gewinn bezüglich der Fragestellung ist, ob der Aufwand für Enterprise Architecture den erhofften nachhaltigen Nutzen rechtfertigt. Enterprise Architecture Frameworks enthalten good practice welche aus dem Erfahrungsschatz aktiver Communities entstammen, die sich in der Regel aus renommierten Unternehmen und/oder staatlichen Organisationen zusammensetzen. Während die Enterprise Architecture Frameworks ihren tatsächlichen Nutzen in der Praxis vor allem durch strukturierte Hilfestellungen, methodische Richtlinien, syntaktische und semantische Richtlinien, Standard- und Produktempfehlungen sowie aktive Communities herleiten, lassen sich die entsprechenden Mehrwerte in drei Gruppen unterteilen, nämlich

  1. die in den Frameworks enthaltenen good practice und Erfahrungswerte,
  2. die durch die Nutzung der Frameworks gewährleistete Konsistenz in der Entwicklung, Pflege und Nutzung von Enterprise Architecture sowie
  3. die durch Enterprise Architecture Frameworks entweder implizit ableitbaren oder explizit gegebenen methodischen Richtlinien für das optimale Zusammenarbeiten aller beteiligten Akteure

Ich wünsche mir, dass Ihnen die gesamte Beitragsreihe gefallen hat und Ihnen in der Praxis dabei hilft, Entscheidungen zum Umgang mit dem Thema Enterprise Architecture in ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation fundiert zu treffen.